Vater Hat Lager
Liebe Freundinnen und Freunde von Theater Unikate,
VATER HAT LAGER begleitet mich nun seit 20 Jahren als Teil meines Repertoires.
Kreuz & quer durch die ganze Republik durfte ich diesen großartigen Text von Carl Friedman in so vielen Theatern und in so vielen Schulen ab Klasse 10 spielen, oft mit langen anschließenden Publikums-Gesprächen. Dass dieser Abend bis heute an Aktualität nicht verloren hat, tut einfach nur weh!
Vater : „Sie behaupten, in den Lagern sei niemand ermordet worden. Lügenpropaganda nennen sie das. Die ganzen Geschichten über Hunger und Gas haben wir uns aus den Fingern gesaugt! Sie berufen wieder Versammlungen ein! Heute nehmen sie den kleinen Finger und Morgen die ganze Welt - hast Du die Zeitung gelesen, Bette?"
Mutter : „Ja, aber ich sehe sie noch nicht einmarschieren und in der Zwischenzeit mache ich eine Soße für die dicken Bohnen. Warum liest Du nur solche Sachen, Jochel? Du weißt doch, dass Du es nicht ertragen kannst!“
Vater : „Soll ich vielleicht die Augen davor verschließen, wenn die Nazis ihre Uniformen aus der Mottenkiste holen? Jetzt darf ich nicht mal mehr die Zeitung lesen!“
Lehrerin : „Was willst Du denn später einmal werden, Kind?“
„Unsichtbar“, antwortete ich. „Unsichtbar, damit mich die SS nicht fangen kann…“
Sichtbar werden nun auf den Straßen zum Glück unzählig viele Menschen - kreuz & quer durch die ganze Republik. Mögen wir alle einen langen Atem haben und diese Verbundenheit mit in unser Alltags-Repertoire aufnehmen.
Am 27.01. spiele ich VATER HAT LAGER um 19.30 in den Hamburger Kammerspielen - vielleicht begegnen wir uns bei diesem theatralen Protest?
Herzlich,
Gilla Cremer
VATER HAT LAGER - MIT GILLA CREMER
Vorstellung am 27.01.24 anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus
Hamburger Kammerspiele
Nach der Erzählung „Vater“ von Carl Friedman
Nach der Erzählung „Vater“ von Carl Friedman
Regie & Bühne: Michael Heicks
Mit Gilla Cremer
Vorstellung am 27. Januar 2024 anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus
ERINNERUNGEN EINES KZ-HÄFTLINGS
Carl Friedman erzählt von einer Familie mit drei heranwachsenden Kindern, für die der zweite Weltkrieg immer noch andauert, denn „Vater hat Lager“. Diese sprachliche Wendung hilft den Kindern, das Unbegreifliche zu verstehen und Außenstehenden zu erklären, was der Vater von seiner Haft im Konzentrationslager mit nach Hause gebracht hat.
Im Gegensatz zu anderen Überlebenden, die nicht über ihre Erlebnisse sprechen mochten, hält dieser Vater seinen Kindern keine einzige Erinnerung vor. Denn die Erinnerungen an die Lagerzeit lassen ihn nicht los, sie überfallen ihn: Beim morgendlichen Zähneputzen, beim Mittagessen, auf dem Spaziergang und beim Abendessen. Die Kinder kennen sich mittlerweile gut aus mit Flecktyphus, SS, Kapos und blutrünstigen Wachhunden. Und sie erfinden daraus ihre eigenen Geschichten.
Regisseur und Schauspielerin ist ein wichtiger Abend gegen das Vergessen gelungen.
„Wie bestürzend und nah Theater ein Schicksal vergegenwärtigen kann, beweist Gilla Cremer phänomenal mit ihrem Solo VATER HAT LAGER.“ Hamburger Abendblatt
“Ein darstellerisch fesselndes, die Nerven blank legendes Theatererlebnis.“ Hamburger Abendblatt
“Ausdruck für eine Fülle von Verstörungen!” Frankfurter Allgemeine Zeitung